Frische Frikadellen und viel Fußball, dazu das eine oder andere flott gezapfte Pils, das war über die vergangenen Jahre das Markenzeichen der Gaststätte „Zu den 4 Winden“. Doch damit ist es jetzt vorbei: Corona und die angegriffene Gesundheit des Wirtes Christian Matthias, der das Lokal gemeinsam mit seiner Frau Bärbel führte, haben jetzt dafür gesorgt, dass Kleves älteste Gaststätte für immer schließt.
Seit 1934 sind die „4 Winde“, wie die Gäste die Kneipe kurz nannten, im Besitz der Familie Matthias. Doch die Geschichte der Gastronomie an der Kreuzung Römerstraße/Lindenallee/Merowingerstraße reicht noch weit länger zurück. Ein Bauer namens Welbers betrieb an der verkehrsgünstig gelegenen Kreuzung eine Fuhrwerksgaststätte, die die Großeltern von Christian Matthias im Jahre 1934 übernahmen. Dass an der Straßenecke ein Gebäude steht, ist sogar seit 350 Jahren bezeugt.
Das Lokal war ein Fixpunkt des öffentlichen Lebens rund um die Christus-König-Kirche. Zahlreiche Karnevalsvereine trafen sich dort, immer wieder erkoren die Klever Karnevalsprinzen die Gaststätte zu ihrer „Prinzenburg“, und wenn entscheidende Spiele im nationalen oder internationalen Fußball einem zahlenden Publikum vorbehalten waren, waren die „vier Winde“ ein sicherer Anlaufpunkt, um in einem kompetenten Umfeld das Match hochauflösend genießen zu können.
Eine ganze Zeit lang war Christian Matthias sogar Trendsetter, weil er neben der Markenware Bitburger auch ein selbst gebrautes Bier anbot, das Cleefs. Doch Schwierigkeiten bei der Hopfenbeschaffung beendeten das Experiment. Die „4 Winde“, das kann man sagen, waren gewissermaßen der Vorreiter der aktuellen Craft-Beer-Welle.
Im vergangenen Jahr wendete sich das Blatt. Christian Matthias hatte mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, und dann kam auch noch Corona. Als die Gaststätte nach dem ersten Lockdown wieder öffnen durfte, kehrten die Kunden zunächst nur spärlich zurück. Vor Weihnachten sagte Bärbel Matthias: „Das ist kein schönes Arbeiten mehr gewesen.“ Die Überlegungen gingen in Richtung Schließen.
„Das ältere Publikum ist ängstlich geworden“, hatte Bärbel Matthias vor dem zweiten Lockdown beobachtet. Und sie hegte die Befürchtung, dass auch nach einem Ende der Zwangspause – das nun frühestens Anfang Februar ansteht – die Geselligkeit sich eher in private Zirkel verlagert. Schlechte Voraussetzungen für einen gastronomischen Betrieb.
Der Entschluss aufzuhören ist dem Wirtsehepaar dennoch schwer gefallen. „Für uns sind unsere Gäste immer ein Teil der Familie gewesen“, sagte Bärbel Matthias Tim Tripp vom Lokalkompass, der die Meldung gestern Abend veröffentlichte. „Wir haben so viel Zeit mit ihnen verbracht, da gehörte jeder einfach dazu.“
Das ist nun Vergangenheit.