Impfzentrum: 1. Blick in 2. Warteraum

Wenn Sie auf den in Vierergruppen arrangierten Vollplastikstühlen, die paarweise durch einen transparenten Plastikvorhang getrennt sind, Platz nehmen, haben Sie Corona hinter sich gelassen. Hier dürfen sie nun, nachdem Ihnen ein wenig modifizierte und eisgekühlte Ribonukleinsäure mit der Bezeichnung BNT162b2 in den Deltamuskel des Oberarms appliziert worden ist, unter Hinzuschaltung eines noch nicht bestimmten Fernsehsenders darauf warten, dass der Körper auf die verabreichte Substanz nicht mit einem anaphylaktischen Schock reagiert.

Eine halbe Stunde Geduld müssen die Bürger des Kreises Kleve, die sich gegen das Virus impfen lassen, noch aufbringen, dann ist für Sie persönlich die Pandemie ein erledigter Fall (zumindest mit der vom Hersteller versprochenen Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 %, die auch der anderer Impfseren entspricht).

Der normale, nicht mit irgendwelchen Risiken behaftete und auch nicht systemrelevante Kreis Klever Bürger unterhalb eines Lebensalters von 60 Jahren muss allerdings noch einige Zeit zuwarten, ehe ihm der beglückende „Schuss“ zuteil wird. Einer Grafik des Deutschen Städte-und Gemeindebundes (siehe unten) ist zu entnehmen, dass diese Gruppe erst ab Dezember 2021 in den Genuss einer Immunisierung kommen wird.

Das Impfgeschäft im Wunderland Kalkar, Hansehalle Grieth, könnte allerdings schon jetzt losgehen, das Zentrum ist betriebsbereit und wurde von Landrätin Silke Gorißen gestern der Presse vorgestellt. Auf rund 2700 Quadratmetern Fläche wurden sechs parallele Impfstraßen sowie zwölf Impfkabinen eingerichtet. Es gibt 250 Parkplätze und allerorten viel Abstand, um keine Risiken entstehen zu lassen.

„Somit können wir hier in Kalkar für die Impfwilligen einfache, sichere und vergleichsweise angenehme Rahmenbedingungen schaffen, die sicherlich dazu beitragen werden, dass das Impfzentrum Kreis Kleve in der Bevölkerung schnell eine hohe Akzeptanz bekommt“, sagt Amtsärztin Dr. Martina Scherbaum.

Landrätin Gorißen richtete einen besonderen Dank an die vielen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung sowie der Conx Veranstaltungs GmbH: „Sie alle haben dazu beigetragen, dass wir heute das betriebsbereite Impfzentrum Kreis Kleve vorstellen können.“ Insbesondere die große Erfahrung des Conx-Teams um Bernd Dicks in den Bereichen Planung und Messebau sei wichtig gewesen. „Gut, dass wir Sie mit an Bord haben und Sie sofort mit der Arbeit beginnen konnten“, so die Landrätin.

Der Kreis Kleve ist für die Errichtung und den Betrieb des Impfzentrums zuständig, die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein koordiniert die Termine und organisiert den medizinischen Betrieb, außerdem rekrutiert sie das Personal. In der Startphase soll montags bis samstags von 10 Uhr bis 17:30 Uhr geimpft werden, später im Zwei-Schicht-Betrieb täglich von 8 bis 20 Uhr. Die Impfungen sind kostenfrei. Bei den Impfstoffen, die sich derzeit in der Zulassung befinden, sind zwei Termine erforderlich.

Zwischen dem Parkplatz und dem Eingang zum Impfzentrum wird es einen Shuttle-Service geben. Wie die Anbindung an das Busnetz der NIAG erfolgen soll, ist immer noch nicht geklärt. Allerdings sind bis zum voraussichtlichen Beginn – nach Weihnachten ist derzeit die Ansage – noch ein paar Tage Zeit, das zu regeln. Prinzipiell wünscht sich die Landrätin aber auch, dass die Menschen einander helfen: „Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger, zum Gelingen der nationalen Impfstrategie beizutragen und zwei Mal zum Impfzentrum zu fahren und vielleicht im Familien- und Freundeskreis weniger mobilen Personen ebenfalls diese beiden Transferfahrten anzubieten.“

Wer sich impfen lässt, kann sich von einer Person begleiten lassen – wichtig vielleicht für ältere Menschen.

Geplant ist der Ablauf in Form eines barrierefreien Einbahnstraßensystems. In einem Vorzelt wird überprüft, ob die Impfwilligen symptomfrei sind (inklusive Fiebermessung). Dann erfolgt die Überprüfung des Impftermins, bevor der Wartebereich betreten werden kann. Für jede Impfung sind nur wenige Minuten vorgesehen, deshalb gibt es doppelt so viele Impfkabinen wie Impfstraßen. In der jeweils nicht genutzten kann der Bürger schon der Oberarm freilegen.

Nach der Impfung gehts zum Nachbeobachtungsbereich, in dem für Notfälle ein Sanitätsdienst bereitsteht. Ganz am Ende dann noch ein kleines Gimmick: Vor einer Plakatwand mit der Aufschrift „Ich bin ein Impf-Hero“ können die frisch Geimpften ein Selfie machen, mit denen die sozialen Netzwerke gefüttert werden sollen.

Ab Dezember sind die restlichen 45 Millionen dran
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