Schräge Vögel schützen

Bedroht: der Kiebitz (Foto: Birgit Beckers)
Auch bedroht: der Wiesenpieper (Foto: Heese)

Wann haben Sie zuletzt einen Wiesenpieper gesehen? Oder vielleicht gehört? Sein Lockruf ist ein scharfes „ist“ oder „ististist“, in der Nestnähe oft langanhaltend und monoton „tlitlitli“. Er gehört zur Familie der Stelzen und Pieper und ist zu erkennen am weißlichen Überaugenstreif sowie an den weißen äußersten Schwanzfedern. Allzu oft gibt es ihn nicht mehr, die Art steht auf der Roten Liste – dch am Niederrhein soll nun ein ambitioniertes Naturschutzprojekt dafür sorgen, dass der Bestand zumindest gesichert wird.

Drei Biostationen am Unteren Niederrhein kooperieren mit weiteren Partnern im neuen EU-Projekt „LIFE Wiesenvögel NRW“: die Biologische Station im Kreis Wesel, die NABU Naturschutzstation Niederrhein und das Naturschutzzentrum im Kreis Kleve. Gemeinsam wollen sie die Lebensbedingungen für bedrohte Wiesenvögel in den kommenden sieben Jahren hier vor Ort (weiter) verbessern. Fast ein Fünftel der Projektmittel in Höhe von etwa 19 Millionen Euro fließt in unsere Region.

Das Gesamtprojekt, das am 1. Oktober 2020 startete, soll die Bestände der bodenbrütenden Vögel in insgesamt acht Vogelschutzgebieten in ganz Nordrhein-Westfalen sichern. Auch auf ihrem Vogelzug rastende Wiesen- und Wasservögel sollen davon profitieren. Als Wiesenvögel werden verschiedene Vogelarten zusammengefasst, die vornehmlich in Wiesen oder Weiden brüten. Ein bekannter Vertreter ist der Kiebitz, auch wenn er wegen fehlender Feuchtwiesen mittlerweile oftmals auf Ackerflächen anzutreffen ist. Aber auch andere weniger auffällige Vogelarten gehören dazu, wie etwa der Wiesenpieper, ein kleiner Singvogel.

Wiesenvögel haben es heutzutage schwer, geeignete Brutplätze zu finden, um ihre Jungen erfolgreich großzuziehen. Gründe hierfür sind durch den Menschen verursachte Verschlechterungen ihres Lebensraums und der Verlust von Flächen. Deshalb stehen bei den Brutvögeln alle Zielarten des Projekts inzwischen auf der Roten Liste der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Vogelarten. Mit dem nun gestarteten landesweiten Projekt soll dem Rückgang der Bestände entgegengewirkt werden.

Dafür sind verschiedene Maßnahmen geplant, von denen die Biostationen wissen, dass sie für den Schutz der Wiesenvögel maßgeblich sind. So wird zum Beispiel der Wasserhaushalt verbessert, unter anderem durch das Anlegen von Kleingewässern. Hier können die Vögel während des Frühjahrs nach Nahrung stochern. Stellenweise werden hochgewachsene Gehölze, auf denen Greifvögel einen guten Sitz haben, entfernt. Auch andere natürliche Feinde wie der Fuchs werden bei den Maßnahmen berücksichtigt. Außerdem wird ein Ehrenamtsnetzwerk aufgebaut und eine Beratung zum Wiesenvogelschutz angeboten. Bei der Umsetzung der Maßnahmen wird eine enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und der Jägerschaft angestrebt.

Das Gesamtprojekt wird vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) geleitet und gemeinsam mit insgesamt zehn Biostationen durchgeführt. Diese sind in NRW für die Betreuung der Naturschutzgebiete und somit auch die Vogelschutzgebiete zuständig. Ein weiterer Partner ist die niederländische vogelkundliche Organisation SOVON. Finanziert wird das LIFE-Projekt durch die Europäische Union und das Land NRW.

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