Corona: Die britische Variante ist im Kreis angekommen, Impfzentrum startet später, FDP fordert Taxi für alle

Eine Ampulle für sechs Schüsse (Foto: KKLE/Momsen)

„Hello B.1.1.7, definitely not nice to meet you!“

Wenn man so durch die Stadt geht, im Drogeriemarkt flaniert, mit dem Bus fährt oder mit Freunden spricht, gewinnt man den Eindruck, dass die meisten Menschen sich im Angesicht der Pandemie ziemlich vernünftig und rücksichtsvoll verhalten. Aber was nützt es, wenn 99 Menschen versuchen, dem Virus möglichst wenig Angriffsmöglichkeiten zu bieten, wenn einer fröhlich in Urlaub fährt?

Diese Frage drängt sich auf angesichts der neuen Nachricht, die Landrätin Silke Gorißen am Nachmittag auf einer Pressekonferenz im Kreishaus verbreitete. Demnach ist nun die britische Variante des Coronavirus – genannt: B.1.1.7 –, vor deren Ausbreitung Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern Abend noch eindringlich gewarnt hatte, als sie die Verlängerung des Lockdowns sowie weitere Einschränkungen verkündete, nun auch im Kreis Kleve angekommen – mitgebracht von einem Urlauber, der mit einem britischen Touristen in Kontakt gekommen war.

Die hohe Zahl der durch den Indexpatienten verursachten Ansteckungen hatte die Behörden auf die Idee gebracht, gezielt nach der Variante testen zu lassen. Die Mutation gilt als besonders ansteckend. „Das Corona-Virus wie auch seine Mutationen kennen keine Grenzen. Der nun nachgewiesene Fall zeigt, wie schnell auch die ansteckendere Variante ihren Weg in weitere Länder findet“, so Landrätin Silke Gorißen. „Der Nachweis der englischen Corona-Mutation im Kreis Kleve führt uns in aller Deutlichkeit vor Augen, dass wir alle uns an die Hygiene- und Abstandsregeln halten müssen und dass jede Reise ein besonderes Ansteckungsrisiko mit sich bringt.“

Dabei sah die Corona-Gesamtentwicklung im Kreis Kleve in den letzten Tagen eigentlich ganz gut aus. Die Zahl der neuen erkannten Infektionen belief sich pro Tag auf rund 20-50 Fälle, die Inzidenz, bei der bekanntlich ein Wert von 50 Fällen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angestrebt wird, bewegt sich im Großen und Ganzen in die richtige Richtung – in der kreiseigenen Tabelle, deren Werte leicht vom Lagezentrum Gesundheit abweichen, beträgt heute 77,7. Das ist nur noch die Hälfte der einstigen Höchststände (rund 150 Anfang November).

Die Inbetriebnahme des Impfzentrums wird sich, wie am Morgen vermeldet wurde, um eine Woche verzögern. Ursprünglich war der 1. Februar avisiert worden, um über 80 Jahre alte Bürger des Kreises Kleve, die nicht in Pflegeheimen leben, zu immunisieren. Doch der Hersteller Pfizer rüstet derzeit sein Werk im belgischen Puurs um, damit danach noch mehr Impfstoff geliefert werden kann. Kurzfristig führt dies aber zu Lieferengpässen.

So gesehen, bleibt auch noch länger Zeit, über einen Vorschlag zu diskutieren, den der Klever FDP-Stadtverordnete Daniel Rütter heute in die Runde geworfen hat. Demnach sollten nicht nur die ältesten Bürger der Stadt, sondern alle, die sonst keine andere Möglichkeit haben, zum Impfzentrum ins Wunderland Kalkar zu fahren, in den Genuss einer kostenlosen Taxifahrt kommen.

Auf einer Pressekonferenz äußerten sich die Landrätin und (als Vertreter der Konferenz der Bürgermeister) der Reeser Stadtchef Christoph Gerwers auch zu ihrer Idee der kommunalen Mitfahrbörsen. Diese seien rechtlich möglich, bereits jetzt sei Beförderung von Personen eines Hausstands durch eine weitere Person zulässig, auch wenn dabei der Mindestabstand von 1,5 m unterschritten werde.

Ohnehin wird keine große Nachfrage erwartet. Gerwers:„Wir gehen davon aus, dass die meisten impfwilligen Personen über 80 für ihre beiden Fahrten zum Impfzentrum eine Lösung im Familien- oder Bekanntenkreis finden. Deshalb glauben wir, dass es nur einen geringen Bedarf für die kommunalen Transferdienste geben wird.“ Die Kommunen hätten ihm signalisiert, dass sich bereits zahlreiche Freiwillige als Fahrer gemeldet hätten.

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