Symbolbild Innere Zerrissenheit

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie

Die Weide ist das Gegenteil der Eiche. Könnte man vielleicht so sagen. Passt jedenfalls bestens zum Niederrhein, der Baum. Die Entschiedenheit und Stärke, die gemeinhin mit der Eiche verbunden werden, scheint die Weide jedenfalls nicht zu können, ja geradezu zu verhöhnen. Wächst in alle Richtungen, bis es einen innerlich zerreißt. Egal, weiterwachsen, hierhin, dorthin, alles egal. Doch mit ihrer Disziplinlosigkeit führt die Weide (Salix alba) geradewegs in die Welt der Quantenphysik. Seit Heisenberg wissen wir, dass die Unschärfe und also die Ambiguität das Fundament unseres (materiellen) Daseins bilden. Das hat der Niederrheiner mit seiner permanenten Unschärfe in der Wahrnehmung, mit seinem ganzen Sprachnebel aus Irgendvariationen schon immer verinnerlicht gehabt. All die Janssens, sie waren Derrida schon Jahrhunderte voraus in der Erkenntnis, dass immer eine Différance (sic!) besteht. (Einen Exkurs zum Thema Spur und Bündel (Weidenflechten!) erspare ich dem Leser hier.) Die Kunst aber liegt darin, sich trotz der inneren Zerrissenheit mit der Sprache an der Welt messen zu wollen. Für ein heiteres Sonntagsabendsfeuilleton hat’s immerhin gereicht.

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